Auf der Veranda einer kleinen Holzhütte sitzend, in einem kleinen Dorf am Strand, schreibt es sich am besten. Vor allem, wenn es so wie jetzt regnet. Wir sind inzwischen wieder in Malaysia, diesmal an der Ostküste, und wollen uns im Surfen ausprobieren. Aber ich fang‘ mal weiter vorne an.
Nachdem wir einen Monat in Indonesien verbracht hatten, beschlossen wir nochmal einen Monat zu bleiben. Dieses Land hat es definitiv verdient und wir wurden nicht enttäuscht. Nach kleineren Zwischenstopps ging es für uns nach Sulawesi. Hier nochmal ein großes Dankeschön für diesen Tipp von Nora und André!
Sulawesi ist eine nicht ganz so touristisch erschlossene, aber große Insel in Indonesien. Unser erstes Ziel war Tana Toraja. In dieser Region wohnen die Toraja, eine Volksgruppe, die bekannt ist für ihren ganz besonderen, eigenen Toten-Kult. Für die Toraja ist der Tod das wichtigste Ereignis im Leben. Wenn ein Familienmitglied stirbt, dann wird der/die Tote in einem mehrtägigen Ritual verabschiedet. Weil diese Begräbniszeremonie so unglaublich teuer ist, wird der/die Verstorbene erst einmal ein paar Wochen bis hin zu Monate zu Hause aufgebahrt. Und gepflegt. Wenn die Familie dann endlich genug Geld gesammelt hat, werden alle Angehörige, Freunde und Nachbarn eingeladen und es gibt ein Schlachtfest. Mehrere Büffel und unzählige Schweine werden quasi im Minutentakt geopfert. Je reicher die Familie, umso mehr Büffel werden geschlachtet. Es gibt ein großes Festmahl. Die Toten werden anschließend in eigens gebauten speziellen Hütten aufgebahrt, mit einem bananenförmigen Dach. Später werden die Gebeine in Höhlen gebracht und mit Opfergaben (Getränke, Münzen, Zigaretten) einfach hingelegt. Diese Höhlen sind öffentlich zugänglich und man kommt sich vor wie in Fluch der Karibik mit den Skeletten und Münzen, nur dass das hier echt ist! Josef und ich durften einer Begräbniszeremonie beiwohnen. Es war das außergewöhnlichste Kultur-Ereignis das wir je erlebt haben. Für den europäischen Magen war es schon herausfordernd. Wobei ich auch sagen muss, dass die Tiere nicht gequält wurden, sondern ein schnelles Ende fanden. Zudem hatten sie ein deutlich, deutlich besseres Leben als unsere armen Tiere zu Hause, man denke an die Massentierhaltung. Die gibt es hier nicht. Nur frei herumlaufende, glückliche Schweine, Hühner, Büffel.
Nach Tana Toraja war unser nächstes Ziel die Togean Inselgruppe in der Mitte von Sulawesi. Wir legten einen unglaublich anstrengenden, aber funktionierenden Bus-Auto-Fähre-Privatboot-Marathon hin (ununterbrochen, insgesamt 31 Stunden). Wir wurden belohnt. Wir waren hier definitiv im Paradies angekommen! Die Inseln sind großteils unberührt und von Dschungel bewachsen. Mangrovenwälder bilden die Küsten, die von kleinen, unberührten Sandstränden unterbrochen werden. Die einzelnen Resorts bestehen aus kleinen, einfachen Hütten direkt am Wasser. Aber das Beste hier ist die Unterwasserwelt. Hier gibt es einige der schönsten Tauch-Spots der Welt. Beim Schnorcheln konnten wir leuchtend bunte, gesunde Korallen in den ungewöhnlichsten Formen entdecken. Für uns war es eine komplett neue Welt. Etwa 30 Meter vom Strand entfernt gibt es außerdem Drop-Offs, also Kliffs die nach Unten ins Unendliche gehen. Man sieht ganz plötzlichen den Boden nicht mehr, nurnoch ein dunkelblaues, tiefes, unheimliches Loch. Es war atemberaubend!
Unser drittes Ziel auf Sulawesi war Bunaken, eine Insel ganz im Norden und ebenfalls bekanntes Taucher-Revier. Da sie viel leichter erreichbar ist, und auch kleiner als die Togeans, war sie viel touristischer. Unter Wasser konnten wir aber auch viel Neues entdecken. Hier gab es auch die Kliffs und zudem noch viel mehr Fisch-Schwärme und, das Beste, es schwammen riesige Schildköten in der freien Natur umher. Wie majestätisch sie uns vorkamen! Ganz mühelos schweben sie im Wasser. Einmal konnten wir eine sogar ganz nahe kommen und berühren. Das war unvergesslich! Auf dem Programm stand außerdem eine Vulkanwanderung, bei der wir aber den Weg nicht finden konnten und uns am Ende durch den dichten Dschungel kämpfen mussten. Ganz oben stellten wir dann fest, dass es keinen Aussichtspunkt gab. Stattdessen gab es noch mehr Dschungelbäume. Aber einen ganz kleinen Ausblick konnten wir trotzdem genießen.
Schweren Herzens mussten wir uns von Indonesien verabschieden. Wir flogen zurück nach Singapur, wo wir ein paar Elektronikartikel besorgen konnten (ein Objektiv für Josef und ein Handy für Flora). Dann ging es an die Malayische Ost-Küste. Jetzt sind wir also hier, in diesem kleinen Surfer-Ort, der ganz bestimmt nicht den schönsten Strand hat, aber dafür eine gechillte Ruhe ausstrahlt, in der man sich durchaus wohl fühlen kann. Ich glaube wir haben den Surfer-Spirit gefunden und üben uns jetzt im Wellenreiten.