Also das mit unserem Reiseblog war ja schon eine gute Idee. Jetzt sind wir allerdings schon seit über 5 Wochen unterwegs und haben es tatsächlich noch zu keinem einzigen Blogeintrag geschafft. Zu unserer Entschuldigung: Es gibt viel zu viel zu tun und zu sehen hier und die Zeit ist viel zu kurz und zu schade, um lange vor dem Rechner abzuhocken und Berichte zu schreiben. Jetzt schreibe ich also einfach kurz eine Zusammenfassung der letzten 4 Wochen, die wirklich ein ganz toller Start waren in ein verheißungsvolles Reise-Jahr. Wenn es mit den Programmen so weiter geht, brauchen wir allerdings bald mal Urlaub 😉
Mitte September ging es los von Frankfurt nach Kuala Lumpur. Ich hatte eine Unterkunft für die ersten zwei Tage gebucht (ganz spießig) und eine Stunde nachdem wir aus dem Flieger raus sind, standen wir dann gleich mal mitten in China Town von Kuala Lumpur. Links und rechts Kruscht-Stände mit allerlei brauchbaren und unbrauchbaren Gegenständen und ein Gewusel aus Menschen aus aller Herren Länder. Wir fanden sogar zur Unterkunft, die richtig toll war, inklusive chilliger Dachterrasse. In Kuala Lumpur verbrachten wir dann 3 typische Touri-Tage mit Sehenswürdigkeiten (Twin Towers, Batu-Caves, Helikopter-Landeplatz-Bar-auf-Hochhaus-Dach).
Nach Kuala Lumpur fuhren wir Richtung Singapur, mit Zwischenstop in Melaka. Diese kleine Stadt ist Weltkulturerbe und ist voller kleiner Künstler-Boutiquen. Die Hauswände sind alle bunt und zum Teil voll mit Graffities und Malereien.
Weiter ging es dann nach Singapur, einer Stadt, in der man ohne Langweile bestimmt gut 2 Wochen verbringen könnte. Die Architektur ist großartig! Aus Kostengründen blieben wir zwar nur 4 Tage, genossen aber jede Minute. Ob die Lichter-Show im Marina Bay Garden, der Botanische Garten mit den ungewöhnlichsten Gewächsen, oder das berühmte Marina Bay Sands Hotel mit dem Pool-Schiff auf dem Dach. Überall gab es etwas zu entdecken.
Kontrastreicher hätte dann unser nächstes Reiseziel auch nicht sein können, als wir in Medan (Indonesien) gelandet sind. Die Hauptstadt Sumatras ist groß, hässlich, und stinkt zum Himmel von den ganzen Abgasen. Was besonders nervt ist, dass man sich zu Fuß nicht richtig vorwärts bewegen kann, da die Gehsteige oft bis zur Kanalisation drunter eingestürzt sind, von Street-Food-Ständen und Mopeds versperrt werden, oder gar nicht vorhanden sind. Man muss ständig auf die mehrspurigen Fahrbahnen ausweichen und hat Angst um sein Leben. Die Hitze und der Rucksack auf dem Rücken machen die Situation nicht unbedingt besser. Irgendwann sind wir dann auf Moped-Rikaschas umgestiegen für längere Strecken. Das hatte durchaus seinen Unterhaltungswert, auch wenn wir mal wieder um unser Leben fürchteten.
Von Medan aus besuchten wir für ein paar Tage das Touristen-Dorf Bukit Lawang. Diese Orang-Utan Auswilderungs-Station bietet Dschungel-Treks an. Auf eine geführte Tour haben wir allerdings verzichtet und sind gegen Rat der Guides (die ja gerne die horrende Summe für eine Tour von uns kassiert hätten) alleine in den Dschungel gewandert. Orang Utans haben wir zwar keine gesehen, dafür waren wir aber gut beschäftigt damit, uns die ganzen Abzweigungen im Dschungel zu merken. Wir legten schon Stöckchen, um wieder rauszufinden. Irgendwann drehten wir dann doch lieber um. 🙂 Der Dschungel hat uns beiden sehr gut gefallen, aber um richtiges Dschungel-Feeling aufkommen zu lassen, hätte man mindestens 1-2 Wochen drin verbringen sollen, und das gab unser Reise-Budget einfach nicht her. Anstatt dessen haben wir uns dann zwei LKW-Schläche ausgeliehen, sind den halben Tag Flussaufwärts gewandert, um uns dann hinuntertreiben zu lassen. Da ich dann leider gleich bei der ersten Welle unter Wasser gedrückt wurde, hatte ich ziemlich Schiss, also fuhren wir von da an Hand in Hand. In einem „echten“ Strom zu fahren ist doch nochmal anders, als die künstliche Wildwasser-Anlage im französischen Hüningen. Das Wasser war Hochwasserartig hellbraun gefärbt und um uns herum war der Dschungel. Die Bäume ragten gefühlt bis zum Himmel, weil die Landschaft steil hügelig ist. Am nächsten Tag wanderten wir dann noch zu einem anderen Fluss, wo überhaupt keine Touristen mehr waren, daür aber eine wunderschöne Oase mit türkisem Wasser. Wir stellten wieder einmal fest, dass es sich lohnt, ein paar Schritte weiter zu laufen, als die ausgetretenen Pfade.
Nach Bukit Lawang hatten wir eine Verabredung mit Bekannten: Suwita, die Frau von Josefs Cousin Bernhard kommt aus Siantar (Sumatra) und ihre Familie erwartete uns. Noch nie wurden wir so herzlich begrüßt und empfangen. Wir wurden umsorgt, unterhalten und in die Familie integriert. Wir fühlten uns mieserabel, als die Eltern auf dem Teppichboden schliefen, um uns ihr Bett zu überlassen. Aber ein „nein“ wurde nicht akzeptiert. Einen intimeren Einblick in ein typisches indonisisches Familienleben hätten wir nicht bekommen können. Diese Tage werden uns ein Leben lang in Erinnerung bleiben und wir sind unendlich dankbar dafür.
Weiter ging es nach Jakarta. Die 31,3 Milionen Einwohner-Stadt auf Jawa ist Indonesiens Hautstadt und etwas besser entwickelt als Medan. Laut unserem wissen, ist Jakarta nach Tokio die zweit größte Stadt der Welt. Die Straßen auf Jawa sind besser intakt und die Mopedfahrer tragen sogar einen Helm. 🙂 Spontan entschieden wir uns hier die Ärmsten der Armen zu besuchen in den Slums. Wir ließen uns von den local Kids zu den Gleisen führen, über eine Müllhalde drüber, an Bananen-Stauden entlang, durch ein Schlupfloch. Dann an den Gleisen entlang, bis links und rechts Baracken auftauchten, in die enge Gassen führten. Also mal mitten rein. Jetzt gab es kein zurück mehr. Unauffällig durchzulaufen war keine Option, als Europäer ist man in etwa so unauffällig wie ein Elefant im Porzellanladen. Würden die Menschen misstrauisch, gar feindlich reagieren? War es ungefährlich oder würden wir gar beklaut werden? Es war genau ungekehrt: Die Leute sind geradezu unglaublich freundlich. Alle haben uns mit einem breiten Lächeln gegrüßt und ermutigt, gerne hier herumzulaufen. Sie freuten sich wie Schneekönig wenn wir ein Foto von ihnen machten, vielleicht, weil sie dann einmal ganz im Mittelpunkt standen. Kinder begleiteten uns jeweils bis zu den unsichtbaren Mauern ihres Territoriums. Die Hütten sind aus einfachsten Materialen, aber geschickt auf Stelzen gebaut, sodass Müll und Ungeziefer unten bleiben. Wir waren erstaunt, wie organisiert die Menschen dort leben, es gibt kleine Läden und Essens-Stände und auch Klos und Wasch-Stationen. Die hygienischen Bedingungen sind natürlich dennoch katastrophal. Wir versuchten, stets respektvoll mit allen umzugehen, denn trotz aller Freundlichkeit wussten wir, dass wir irgenwie Eindringlinge waren. Keine Sekunde fühlten wir uns aber irgendwie unwohl, oder in Gefahr. Es war wieder einmal ein sehr einschneidendes Erlebnis.
Von Jakarta fuhren wir mit dem Zug nach Bandung, etwa 160 km südöstlich. Von dort besuchten wir die Teeplantagen von Ciater. Bei einer Wanderung bekamen wir eine spontane Führung durch eine Teefabrik.
Weiter ging es mit dem Minibus nach Cirebon, nördöstlich von Bandung. Ein Stadtteil „Trusmi“ ist bekannt für seine Batik-Fabriken, in denen sogar der Sultan höchstpersönlich einkauft. Ein junger Mann half uns, den Stadtteil zu finden und lud uns schließlich sponan zu sich nach Hause ein, um dort zu übernachten. Und wieder einmal verschlug es uns die Sprache, als die uns völlig fremde Familie aufnahm wie gute alte Freunde, uns bekochte und sogar mit den Mopeds durch die Stadt fuhr, um Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Niemals würde uns soetwas in Deutschland passieren.
Von Ciater nahmen wir dann zwei Tage später einen sehr ungemütlichen Nachtzug nach Yogyakarta. Wir versuchen zwar, die Touristen-Zentren zu meiden (Josef hat da eine ganz ausgeprägte Allergie dagegen), aber die berühmten Tempel Borobudur und Prambanan wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Zum ersten Mal trauten wir uns hier selbstständig in den Linksverkehr mit einem ausgeliehenen Moped und genossen die neue Freiheit in vollen Zügen. Wir hatten schon vor einiger Zeit festgestellt, dass der Verkehr, der auf den ersten Blick nach purem, lebensgefährlichen Chaos ausschaut, doch gewissen Regeln unterliegt. Anders als bei uns, ist nur das wichtig, was VOR einem passiert, man muss also nicht so sehr drauf achten, ob da hinter einem jemand kommt. Die Leute hupen sehr viel, aber nicht, um auf ihr Recht zu beharren, wie bei uns, sondern um freundlich auf sich aufmerksam zu machen, etwa beim überholen. Das erstaunlichste ist, dass die Leute aufeinander Acht geben. Das macht es einem als Anfänger einfacher, denn Fehler werden von den anderen einfach akzeptiert.
Die nächsten Tage verbrachten wir in der Stadt, weil wir auch noch unser Visum verlängern mussten. Allen, die ähnliches planen können wir nur raten: beschafft euch VORHER schon ein langes Visum oder macht einen Visa-Run (raus aus dem Land, zum Beispiel mit einem billigen Kuala Lumpur Flug, und wieder rein). Die Behörden haben ganz arg strenge Vorschriften und wir mussten im Endeffekt 5 Mal zum Amt und etliche Male rumlaufen, um alle Dokumente zusammenzusammeln, zu kopieren, die richtigen Klamotten anzuziehen (nur lange Klamotten, bei 35 Grad), und dort auch noch jeweils den halben Tag verbringen. Leider gibt es keine brauchbaren Informationen im Netz, dass man sich gut drauf vorbereiten könnte. Jetzt haben wir aber endlich den Stempel und können weitere 4 Wochen im Land bleiben.
Ein besonderes Highlight war die nächtliche Wanderung auf den Vulkan Gunung Berbabu. Um 21:30 Uhr liefen wir los, um nach Zeitangaben der Locals den Sonnenuntergang auf dem Gipfel zu sehen. Nach dem halben Weg stellten wir nicht nur fest, dass unsere Schuhe, Socken und Hosen schon ganz durchweicht waren vom Wasser, sondern dass wir auch viel zu schnell unterwegs waren und uns vermutlich am Gipfel den Kältetod holen würden, denn es hatte gefühlte Null Grad, dazu Wind und Nebel. Wir fanden zum Glück einen Unterschlupf (den vermutlich einzigen auf dem ganzen Berg), wo wir 2 Stunden zitternd vor Kälte ausharrten, bevor es weiter nach oben ging. um 5 Uhr wurden wir dann aber von einem bombastischen Sonnenaufgang für all die Strapazen belohnt. Der Ausblick ins nebelige Tal und zu den benachbarten Vulkanen war atemberaubend!